Christoph Roderig polarisiert u.a. auf Facebook mit Aussagen rund um aktuelle politische Themen wie Bestellerprinzip und Mietpreisbremse. Das heutige Expertenforum stellt ihn persönlich vor und soll zur Diskussion rund um sich ändernde Rahmenbedingungen einladen.

Hallo Herr Roderig, bitte skizzieren Sie kurz Ihren beruflichen Werdegang und den Bezug zur Immobilienwirtschaft.

Nach der Fachoberschulreife habe ich eine Ausbildung zum Schriftsetzer gemacht und 1994 meine erste eigene Firma im Bereich „Lithographie & Reproduktion“ gegründet. Aufgrund des rasanten Wachstums dieser Firma wurde ich 1998 von der IHK NRW in einem Wettbewerb mit dem Titel „Ideen für Arbeit“ zum „Unternehmer des Jahres“ gewählt. Zu meinem 30sten Geburtstag habe ich 1999 alle Beteiligungen an dieser und anderen Firmen verkauft.

Mit der Immobilienbranche kam ich 1998 erstmalig in Kontakt, als ich gemeinsam mit Prof. Rolf Glasmeier das Logo für einen jungen Makler und dessen neue Firma entwickelt habe. Die Arbeit für diese Branche begann mit meiner Frage an besagten Firmengründer: „Was macht so ein Immobilienmakler eigentlich?“

Seitdem habe ich eine Reihe von Fachbeiträgen zu aktuellen Themen der Branche verfasst, teils unter eigenem Namen, teils als Ghost-Writer für verschiedenen Markt-Teilnehmer.

Aktuell befasse ich mich mit dem Struktur-Wandel in der Immobilien-Branche – und nein: Es ist keine Krise, es ist „nur“ ein Wandel.

Wenn ich heute gefragt werde, was für einen Beruf ich habe, antworte ich in der Regel: „Schriftsetzer“. Steve Jobs hat einmal gesagt: „Wenn ich mich nicht lange und intensiv mit Typografie, Kalligrafie und Gestaltung auseinander gesetzt hätte, wäre es nie zur Einzigartigkeit der Apple-Produkte gekommen…!“

Was bedeuten für Sie Mietpreisbremse und Bestellerprinzip, welche Verbesserungen sehen Sie darin und für wen?

Weder Mietpreisbremse noch Bestellerprinzip bieten irgendeine Verbesserung für Mieter oder Käufer. Das ist Theaterdonner der Regierungsparteien, die damit auf Stimmenfang gehen. Beides lässt sich in der Praxis nicht durchsetzen.

Welche unmittelbaren Auswirkungen sehen Sie in Bezug auf Mietpreisbremse und Bestellerprinzip für die Wirtschaft?

Hier ist das Stichwort „Widerrufsrecht“ maßgeblich. Viele Makler reagieren auf diesen Punkt fast hysterisch. Der Interessent soll erst einen Verzicht auf dieses Recht übermitteln, bevor der Makler aktiv wird. Das ist der falsche Weg. Ich fürchte, dahinter steckt, dass der Auftragnehmer dem Auftraggeber grundsätzlich misstraut. Eine gefährliche Einstellung.

Mein Rat an die Makler: „Machen Sie unbeirrt von dieser Regelung ihre Arbeit – und lassen Sie Ihre Kunden den Aufwand spüren, der dahinter steckt. Bieten Sie direkt ähnliche Objekte an, wie das, für das sich der Mieter grundsätzlich interessiert hat. Machen Sie viele Besichtigungen mit dem Interessenten. Am Ende wird es ihm peinlich sein, Ihren Aufwand nicht zu honorieren!“

Fakt ist: Das „schnelle Geld“ wird es nicht mehr geben – wenn es das denn je tatsächlich in der Ausprägung gab, die der Branche gemeinhin vorgeworfen wird.

Wie transparent sollte eine Unternehmensleistung sein?

Der Aufwand, der dahinter steckt, eine Immobilie zum Kauf oder zur Vermietung seriös anzubieten (also zu einem für beide Seiten fairen Preis) steht und fällt mit dem „Wertgutachten“ – im weitesten Sinne gedacht. Hier steckt Arbeit drin, die dem Interessenten so transparent wie möglich gemacht werden muss.

Was der Immobilien-Branche fehlt, ist es, dem Käufer oder Mieter den „Nutzen“ klar zu machen, den er daraus hat, bestimmten Lebensraum zu bewohnen. Kunden wollen keine Bohrmaschine, die wollen ein Loch in der Wand. Den Mieter oder Käufer interessiert nicht das „Tageslichtbad“, sondern das Gefühl in „dieser“ Badewanne zu sitzen, auf „dieser“ Terrasse zu grillen – oder „diese“ Tür hinter sich zu schließen und „zuhause“ zu sein.

Auf Facebook kündigten Sie eine Veröffentlichung zum Thema „Immobilienwirtschaft 2015 ff.“ an. Welchen Wert sehen Sie im Social Media für die Unternehmenskommmunikation?

Social Media funktioniert in der Unternehmenskommunikation nur, wenn Sie jemanden beschäftigen, der entsprechend ausgebildet ist und ansonsten keine Aufgaben hat – also den ganzen Tag mit nichts anderem beschäftigt ist.

Die meisten „Social-Media-Manager/innen“ kommen über den dritten oder vierten „Bildungsweg“ und haben keine „Antennen“.

Das hat zum Ergebnis, das die meisten Social-Media-Kanäle von Unternehmen die „Mikrowellen“-Kost unter den leckeren Menüs sind, die man als Unternehmenskommunikation servieren kann.

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